Ich sitze gedankenverloren an meinem Fenster in Istanbul,
und beobachte wie ein Mann versucht, seinen Kleintransporter in eine zu kleine
Parklücke zu drängen. Meine Straße ist eng, und die Parkplätze sind begrenzt.
Es scheint ein waghalsiges Unterfangen zu sein, was ihn aber nicht davon
abhält, es trotzdem zu versuchen. Er kurbelt hin und her, der Motor heult auf,
aber er hat Erfahrung mit den hügeligen Straßen und mit seinem großen Gefährt,
also rangiert er weiter. Ich kneife meine Augen zusammen, als er einen Pfeiler
schrammt. Er steigt aus, versucht den Pfeiler zu bewegen, aber er ist
einbetoniert. Er läuft um den Wagen herum, schaut das andere Auto an, das er
fast gerammt hätte. Schließlich legt er den Rückwärtsgang ein, um größeren
Schaden zu verhindern, und park stattdessen quer, vor den restlichen Autos, und
geht.
Ich ertappe mein Gehirn dabei, wie es sofort Verbindungen
herstellt zwischen Dingen die ich beobachte, und dem größeren Bild, in dem der
Mann, das Auto, der Pfeiler sich befinden. Vielleicht symbolisiert das Auto die
Bemühungen um einen Dialog, um die Durchsetzung von Rechten, die harsch von
steinernen Hindernissen aufgehalten werden, und schließlich zur Resignation
führt.
Vielleicht ist aber auch das massig wirkende Auto ein
Versuch der Einschüchterung, es möchte sich einen Platz ergattern, der ihm
nicht zusteht, und rechnet nicht mit Hindernissen, so unscheinbar sie auch
vorerst scheinen. Bestimmte kleine einbetonierte Überzeugungen halten an ihrer
Einstellung fest, auch wenn ein riesenhafter rauchender, aufheulender Gegner
auf sie zukommt.
Ich schaffe Analogien, wo keine sind, was mir nur zeigt, wie
sehr das aktuelle Geschehen mich beschäftigt, ich möchte glauben, die kleinen
standhaften Pfeiler der Stadt sind die Grundpfeiler des Glaubens an die
Menschlichkeit, die sich nicht bewegen lassen, auch wenn große Polizeiautos auf
sie zurollen. Leider sind die Menschen aber nicht aus Stein, und Angst wird
verbreitet im demokratisch, ja menschlich eingestellten Lager. Ich stelle mir
die großen Autos der Stadt vor, wie sie von Politikern gesteuert werden, und
keine Rücksicht auf Passanten nehmen, die sich ihnen in den Weg stellen. Ich
möchte glauben, dass das Vertrauen in den Frieden die Menschen, die sich für
ihn einsetzen zu standhaften kleinen Pfeilern macht, zu Eckpfeilern die daran
erinnern, was es bedeutet, Mensch zu sein, und die weiterhin Kratzer in das
Hochglanz Image der machthabenden Politiker schrammen, Kratzer in das Ego des
autokratisch regierenden Erdogan zeichnen.
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